Die Inflation und der Inflationsrechner

Die Inflation und der InflationsrechnerAls Inflation wird eine wirtschaftliche Situation bezeichnet, die ein Ungleichgewicht zwischen der vorhandenen Geldmenge in einer Volkswirtschaft und dem Angebot an Waren und Dienstleistungen darstellt. Diese Ausgangslage führt zu steigenden Preisen und einer Entwertung des Geldes. Die Entwicklung Ihrer persönlichen Kaufkraft können Sie mit unserem Inflationsrechner ermitteln.

Inflationsrechner: wissen, was auf Sie zukommt

Die durch den Inflationsrechner individuell ermittelte Teuerungsrate für Ihren Haushalt. Um die Veränderung Ihres Realeinkommens zu berechnen, sind nur wenige Angaben nötig, die Sie in die dafür vorgesehenen Felder einfügen können. Sie berechnen damit die Kaufkraft Ihres Kapitals über einen bestimmten Zeitraum in Jahren in Bezug auf die Entwicklung der Verbraucherpreise. Wissen Sie die Daten für das Anfangskapital, den Zeitraum und schließlich die Kaufkraft, lässt sich die Inflationsrate berechnen. Wenn Sie den Zeitraum berechnen wollen, brauchen Sie die Werte für das Anfangskapital, Endkapital und die Inflationsrate. Sobald Sie auf „Berechnen“ klicken, können Sie sehen, wie sich Ihre persönliche Inflationsrate entwickelt hat. Die Werte sind allerdings nicht genau, da sich die Inflationsrate jedes Jahr durch die Erhöhung des Preisniveaus verändert und nicht durchgehend dem Inflationswert entspricht, der hier als Durchschnitt genommen wird. Wenn Sie genau rechnen möchten, sollten Sie sich die Inflationsraten der entsprechenden Jahre notieren und für jedes Jahr ausrechnen, um dann einen genaueren Wert zu erhalten.

Die Formel lautet (Geldwerte in Euro):
Ka/Ke  =  (1+p/100)t  ?  Ke  =  Ka  *  1/(1+p/100)t

Begrifflichkeiten:
Ka = Kapital, Ke = Kaufkraft, Inflationsrate in Prozent = p, Zeit in Jahren = t

Eine Beispielrechnung:
Wenn Sie ein Anfangskapital von 10.000  Euro, eine Inflationsrate von durchschnittlich 2  % pro Jahr und einer Dauer von 10  Jahren haben, wird Ihnen der Inflationsrechner auswerten, dass sich Ihre Kaufkraft auf 8203,50  Euro bzw. auf 82,035  % verringert hat. Der Kaufkraftverlust beträgt 10.000  Euro – 8203,50  Euro = 1796,50  Euro.
Am einfachsten ist es jedoch, wenn Sie unseren Rechner die Arbeit machen lassen und Ihre Werte in die Felder des Inflationsrechners eintragen.

Anfangskapital [Euro]  
Inflationsrate [%]  
Zeit [Jahre]  

Die drei Wege zur Inflation:

1.    Übersteigerte Nachfrage der privaten und öffentlichen Haushalte
2.    Übertragung ausländischer Inflationsentwicklungen ins Inland
3.    Kostenbedingte Preissteigerung, die der Steigerung des Gewinns dienen

Die fünf Erscheinungsformen der Inflation

Nach den Ursprüngen der Inflationen, muss man diese auch nach Ihrer Form unterscheiden. Die Grenzen sind allerdings fließend und nirgends genau festgeschrieben.

Nachfrageinflation:
Produzenten bzw. Anbieter von Waren und Dienstleistungen arbeiten an der Kapazitätsgrenze und können oder wollen nicht expandieren, was zu einer Nachfrage auf sehr hohem Niveau führt, die nicht gedeckt werden kann. Die Anbieter erhöhen also ihre Preise, da die Güter oder Dienstleistungen trotzdem gekauft werden. Die Folgen sind stetig steigende Preise und eine eintretende Inflation der Kaufkraft der Kunden.

Offene Inflation:
Preissteigerungen der Marktbedingungen wie der Rohstoffpreise, höhere Mindestlöhne, Zinssenkungen durch die Zentralbank u.  a. führen zur Inflation. Diese Daten sind für alle an der Wirtschaft beteiligten Parteien jederzeit einsehbar und somit offen. In Deutschland sind alle inflatiösen Bewegungen offen, da das Statistische Bundesamt jedes Jahr im Frühling Ihre Erhebungen publiziert.

Schleichende Inflation:
Bei dieser Form der Inflation ist die Entwicklung minimal und kaum merkbar. Es gibt zwar keine festgeschriebenen Werte, wann eine schleichende Inflation beginnt, aber in der Regel wird von 3-5  % ausgegangen. Die Gefahr dieser ungefährlich wirkenden Inflation sind die Entwicklungen über längere Zeiträume, wodurch der effektive Kaufkraftverlust bis zu 50  % oder mehr betragen kann, was – wäre es in einem Jahr passiert – einer galoppierenden Inflation entsprechen würde. Wenn ein Staat eine hohe Staatsverschuldung hat, kann diese Art von Inflation Ziel der Politik und Wirtschaft sein, da nicht nur die Kaufkraft sinkt, sondern auch der Wert der Schulden und dementsprechend auch der Zinsen.

Galoppierende Inflation:
Von einer galoppierenden Inflation bzw. der Hyperinflation spricht man bei einer Preissteigerungsrate über einen Zeitraum von einem Monat von etwa 50  % oder mehr.

Zurückgestaute Inflation:
Bei der zurückgestauten Inflation greift der Staat ein. Dies ist oft in kommunistischen Regierungsformen der Fall. Der Staat möchte eine möglichst soziale Gleichheit erreichen und keine sehr reichen oder sehr armen Bürger haben. Die Regierung bestimmt Mindesteinkommen und Höchstlöhne sowie Höchstpreise für Güter und Dienstleistungen, wodurch das reale Preisniveau unterschritten wird. Eine Folge dieser Inflation ist neben der veränderten Kaufkraft ein sehr aktiver Schwarzmarkt.

Die Inflationsrate

Mit der, am Verbraucherpreisindex gemessenen, Inflationsrate beschreibt man das Ausmaß der Preissteigerungen in einer bestimmten Region. Dies kann eine Region, ein Staat oder eine Währungsunion sein. Im Fall von Deutschland wird eine regionale, deutsche und Eurozonen-Inflationsrate berechnet. Die regionale Inflationsrate ist wichtig, um z.  B. die Entwicklung der Mieten vergleichen zu können. Die deutschlandweite Inflation ist maßgeblich, um Erfolge und Misserfolge einer Regierung in Bezug auf Wirtschaft und Innenpolitik messen zu können. Für die Einhaltung der Eurozonen-Inflationsrate, die bei unter 2  % festgeschrieben ist, ist die Europäische Zentralbank zuständig. Um die Preisentwicklungen von verschiedenen Waren und Dienstleistungen in Deutschland, dem gesamten Euroraum oder anderen Ländern im Eurogebiet zu sehen, können Sie sich die, auf einen Monat aktuellen, Tabellen der EZB ansehen.

Bedeutung der Inflationsrate für die Eurozone

Nicht nur die Politik, sondern auch wir als deutsche Bürger und als Teil der Eurozone achten genau darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre große Aufgabe der Einhaltung der festgeschriebenen Inflationsrate bei unter 2  %, einhält. Im Euroraum wird der Preisanstieg mithilfe des „Harmonisierten Indexes“ (HVPI) gemessen. Der harmonisierte Verbraucherindex stellt sicher, dass alle Länder der EU mit derselben Methode arbeiten, damit die Daten vergleichbar sind. Dabei hängt die Veränderung des HVPI davon ab, wie viel private Haushalte bereit sind, für ein bestimmtes Produkt zu bezahlen. Zur Messung der Inflationsrate werden meistens Preisindizes entwickelt, die auf den Lebenshaltungskosten oder auf den Großhandelspreisen basieren. Bei einer Berechnung ohne den harmonisierten Preisindex, gibt es die Problematik des Schön- oder Schlechtrechnens, indem man die Gewichtung und Auswahl der einzelnen Güter im fiktiven Warenkorb, die dafür bewertet werden stark beeinflussen kann, um Inflationsraten zu kreieren, die besonders düster oder besonders schön aussehen – je nach Intention.

Bedeutung der Inflationsrate für Privatpersonen

Otto Normalverbraucher kann die Inflationsrate für Kaufentscheidungen nutzen. Wenn Sie große Anschaffungen wie ein Auto oder Haus tätigen wollen, ist ein niedriger Zins wichtig. Die Zinsen sind bei einer niedrigen Inflationsrate und einem guten Rating des Landes auch niedrig. Auch bei Technikanschaffungen wie einem neuen Fernseher, Tablet oder einer Waschmaschine, werden bei der derzeit extrem niedrigen Inflationsrate und dem bestmöglichen Rating, 0  %-Finanzierungen als Ratenkauf angeboten.

Erhebung der Inflationsrate in Deutschland

Das Statistische Bundesamt ermittelt in Deutschland die offiziellen Inflationsraten, indem Statistiker insgesamt 12 Warenkörbe erstellen, die dann zu einem Durchschnittswarenkorbwert zusammengefasst werden. Dabei berücksichtigen die Statistiker mehr als 700 Güter- und Dienstleistungsgruppen und nehmen die, die im ganzen Land am meisten gekauft wurden. Dafür werden monatliche Stichproben bei knapp 200 Anbietern in mehr als 600 Kommunen durchgeführt. Im Euroraum sind es monatlich 1600 Städte im gesamten Gebiet mit rund 1,8 Millionen Preisen aus über 200.000 Anbietern. Auch die Bundesbank und die europäische Statistikbehörde Eurostat führen entsprechende Erhebungen durch. Alle Institutionen, die die Inflationsrate berechnen, verwenden die „Classification of Individual Consumption According to Purpose“-Codes (COICOP) der Vereinten Nationen für ihren Warenkorb. Jede berechnete Inflationsrate weicht von der anderen ab, da unterschiedliche Anbieter, Waren und Gemeinden genommen werden.

Die gefühlte Inflation

Wenn Sie nun denken, dass die momentane Inflationsrate von 0,4  % (Stand September 2016, Quelle EZB) so überhaupt nicht stimmen kann, weil Sie sich sicher sind, dass die Preise im Vergleich zur Kaufkraft wesentlich höher geworden sind, sind Sie nicht alleine. Es gibt mehrere Gründe, warum die gefühlte Inflation stark von der offiziellen abweicht und immer höher ausfällt. Sie werden sicher nicht die gleichen Produkte in Ihrem realen Warenkorb haben, wie die Statistiker in ihrem fiktiven und Preiserhöhungen fallen uns viel mehr auf als das Gleichbleiben oder sogar Sinken von Preisen. Ein weiterer Grund für den Unterschied der Wahrnehmung zur offiziellen Inflationsrate ist, dass manche Preiserhöhungen nicht auf Inflation, sondern auf eine Verbesserung der Materialien und der Qualität zurückzuführen sind. Bei der Ermittlung des HVPI werden diese Werte nicht als Preiserhöhung gewertet. Nicht zuletzt sind es die Gewichtungen in den Warenkörben, die eine Rolle spielen. Sicher, Milch ist im Rahmen einer Deflation durch ein Überangebot billiger geworden, Staubsauger kosten noch das Gleiche, aber Energiepreise sind gestiegen und Mieten in Ballungsgebieten sogar explodiert. Da aber nicht nur in Metropolen Stichproben genommen werden, sondern auch günstige Mieten in ländlichen Gebieten eingerechnet werden, wird so mancher Münchner oder Hamburger über die 0,4  % Inflationsrate nur frustriert den Kopf schütteln können.

Deutschlands Geschichte und die Inflation

Auch wenn die meisten Deutschen, die die große Inflation miterlebt haben, heute nicht mehr leben, hat sich die Angst vor einer Geldentwertung so tief in unserem kollektiven Bewusstsein verankert, dass es für Deutsche wichtiger als für fast alle anderen Nationen ist, die Entwicklung der Inflationsrate im Blick zu haben und Geld gerne in inflationsresistente Güter wie Gold und Immobilien zu investieren.

Der Erste Weltkrieg und die Inflation

Das Kaiserreich besaß eine sehr sichere Währung, da sie zu einem Drittel durch Gold gedeckt war. Als 1914 der Krieg absehbar war, hoben die Bürger in zwei Juliwochen mehr als 100 Millionen Goldmark in Scheinen und Münzen ab. Die Reichsbank musste am 31. Juli die Ausgabe einstellen. Das hatte zur Folge, dass die Goldvorräte zur Währungssicherung zum 4. August außer Kraft gesetzt wurden und es keinen Umtausch von Geld zu Gold mehr gab. Zur Währungssicherung gab es nun Reichsschuldverschreibungen. Darlehnskassen durften Darlehnskassenscheine als zusätzliches Zahlungsmittel in Umlauf geben, was zu immer mehr geldwerten Zahlungsmitteln im Umlauf führte. Bis 1918 verfünffachte sich die Geldmenge im Umlauf.

Durch den Krieg wurde das Angebot an Waren und Dienstleistungen immer weniger und damit die Preise immer höher. Hinzu kam eine steigende Staatsverschuldung, da die Börse die Mark entwertete, während der US-Dollar immer weiter im Wert anstieg und Deutschland Kriegskosten von mehr als 160 Milliarden Mark hatte. Um den Zahlungsverkehr zu gewährleisten, erlaubte der Staat den Kommunen, Städten und größeren Firmen eigene Währung zu 50 Pfennig, 1, 2, 3 und 5 Mark auszugeben. Durch den andauernden Krieg wurden Rohstoffe wie Kupfer und Nickel knapp und Münzen wurden nun aus billigem Eisen, Zink und Aluminium herausgegeben, was aber mengenmäßig nicht ausreichte, da Bürger und Kommunen begannen, das alte Münzgeld wegen des Materialwertes zu horten.

Durch den Mangel an Kleingeld gab es 1915 und 1916 neue Notmünzen und Kleingeldersatzscheine und Lagergeld für Kriegsgefangene. Ab 1916 forderte der Staat seine Bürger auf, ihr gehortetes Gold-, Silber- und Kupfer-Kleingeld gegen Eisengeld bzw. Papiernotgeld herauszurücken, damit weitere Kriegsmittel im Ausland importiert werden konnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der deutsche Reichshaushalt durch soziale Leistungen und die Veränderung von einer Kriegswirtschaft auf eine Friedenswirtschaft sowie dem Wiederaufbau noch weiter gebeutelt. Als die Reparationsforderungen der Alliierten mit mehr als 130 Milliarden Goldmark beziffert worden waren, sank der Kurs der deutschen Währung immer weiter und die Regierung ließ immer mehr Geld drucken.

Die Hyperinflation

Der 1000-Goldmark-Schein war noch bis 1922 die Banknote mit dem höchsten Wert. Um zu verhindern, dass die Belgier und Franzosen das Ruhrgebiet besetzen, wären hohe Teile der geforderten Reparationszahlungen fällig gewesen, die die durch Attentate und Rücktritte gebeutelte Regierung nicht leisten konnte. Anfang Januar 1923 marschierten daher die französischen und belgischen Truppen in das Ruhrgebiet ein, um sich ihre Reparationsforderungen dort selbst „zu besorgen“.

Auf den Einmarsch reagierte die Bevölkerung des Ruhrgebiets mit einem, mit der Regierung abgestimmten, Streik ungekannten Ausmaßes, für dessen Finanzierung der Staat immer Geld druckte. Der höchste Geldscheinwert war nun ein 100-Billionen-Reichmark-Schein. Die Druckmaschinen kamen jedoch nicht gegen den rasenden Wertverfall an und es wurden zusätzlich neue Notgeldscheine ausgegeben. Zu dieser Zeit waren mehr als 700 Trillionen (!) als Notgeld und 500 Trillionen Goldmark von der Reichsbank im Umlauf.

Die Reallöhne halbierten sich im Vergleich zu der Zeit vor dem Krieg und große Teile der Bevölkerung verarmten. Da jeder versuchte das wertlose Geld in Waren umzutauschen, gab es bald nicht mehr genug Waren. Es wurde getauscht, gestohlen und gehungert. Waren- und Sachwertgutscheine für Zucker, Gas, Brot, Strom, Mehl und andere Dinge wurden ausgegeben.

Wie immer bei Katastrophen gab es aber auch Nutznießer der Situation, denn die Reichsbank gab Unternehmen enorme kurzfristige Kredite, wodurch diese immer weiter wachsen konnten, da der Grundsatz Mark gegen Mark galt und Kredite, die noch zu stabileren Währungszeiten aufgenommen wurden, durch die völlig entwertete Währung abgelöst werden konnten und so Schuldenfreiheit erreicht wurde.

Um der Inflation einen Riegel vorzuschieben und für die Rente der Bevölkerung zu sorgen, wurde die Deutsche Rentenbank gegründet. Innerpolitische Konflikte zwischen Sachsen, Bayern, Thüringen und anderen deutschen Ländern eskalierten und Adolf Hitler nutzte die Gunst der Stunde für seinen Putschversuch am 8. November 1923, welcher misslang. Sieben Tage später wurde im Zuge der Währungsreform eine neue Währungsordnung mit einem Stabilisierungsprogramm der Deutschen Rentenbank in Kraft gesetzt, die die Inflation beendete. Durch die Folgen der Inflation gaben die Alliierten Deutschland einen neuen, besser umzusetzenden Zahlungsplan für die offenen Reparationsforderungen und kaufe eine 800 Millionen Goldmark hohe Anleihe zur Stabilisierung der Währung. Im Oktober 1924 führte die Reichsbank den Wechsel von der Goldmark zur Reichsmark durch. Die Rentenbankmarkscheine gab es aber auch noch bis Ende 1937 zur Schuldentilgung.

(Quellen: EUROSTAT, Europäische Zentralbank, Bundesbank, Statistisches Bundesamt, Deutsches Historisches Museum)
WICHTIG: Alle Angaben sind ohne Gewähr auf Richtigkeit. Wir übernehmen keinerlei Haftung.