Die Währungsreform von 1948

1948 war ein ereignisreiches Jahr für viele Menschen, denn sie erlebten das, was für einige von Ihnen schon das zweiten Mal war: Das Geld, damals die Reichsmark, welches kaum noch Wert hatte und im besten Falle für die allernötigsten Dinge reichte, verlor seinen Wert – komplett und nahezu von heute auf morgen. Entstanden ist dies durch das European Recovery Program (ERP) des amerikanischen Außenministers George C. Marshall, welcher der europäischen Wirtschaft wieder auf die Beine helfen und den voranschreitenden Kommunismus unterbinden wollte. Dafür musste allerdings gegeben sein, dass sich Europa auf eine Wirtschaftsordnung einigt, was bei 16 europäischen Staaten gelang, die osteuropäischen Länder enthielten sich allerdings, da sie unter dem Druck der UdSSR standen.

Es gab immer wieder Gerüchte um die Einführung der D-Mark, doch als am 18. Juni 1948 bekannt gegeben wurde, dass es am 20. Juni 1948 so weit sein sollte, war dies für viele sehr überraschend. Ab dem 21. Juni wollte man nur noch die D-Mark als Zahlungsmittel akzeptieren. Löhne, Gehälter und Mieten wurden 1:1 umgewertet, Sparguthaben allerdings verlor an Wert.

Im ersten Schritt konnten 60 Reichsmark gegen 40 D-Mark getauscht werden, 20 weitere sollten etwas später ausgezahlt werden – genannt wurde es „Kopfgeld“. Die vorhandenen Sparbücher mussten ebenfalls umgemeldet werden. Für 10 Reichsmark erhielt man 1 DM, Sparguthaben wurde 15:1 umgetauscht. Sachwerte in Form von Grundbesitz, Aktien oder Produktionsstätten wurden nicht abgewertet. Das neue Geld hierfür wurde schon seit dem Oktober 1947 gedruckt.

Das Leben vor der Währungsreform

Von 1936 bis 1945 musste der Krieg finanziert werden. Dadurch entstand eine Inflation. Zudem war es üblich, dass Nahrungsmittel nur noch dann erhältlich waren, wenn man Lebensmittelmarken vorlegen konnte. Andere Produkte gab es nur, wenn ein Bezugsschein bewilligt wurde. Das Geld war im Überfluss vorhanden, Angebot und Nachfrage gab es im klassischen Sinn nicht mehr.

1945 bis 1948 kam es dadurch zu einer Währungszerrüttung. Zwar wurde das sogenannte Besatzungsgeld ausgegeben, aber aufgrund unterschiedlicher Faktoren gab es kein ausreichendes Angebot. Die Produkte wurden massenweise gehortet, weil man wusste, dass bald die Währungsreform kommen würde.

Alles dies hatte nun zur Folge, dass die Reichsmark quasi nichts mehr wert war. Die Menschen vertrauten nicht mehr auf sie und investierten in Sachgegenstände bzw. Sachwerte, sodass sie nach dem Krieg mit ihnen handeln konnten, wodurch der Schwarzmarkt florieren konnte.

Die Ziele

Die Währungsreform 1948 wurde natürlich nicht ohne Sinn eingeführt. Das Ziel war es, dass eine Marktwirtschaft aufgebaut wird, welche auf Dauer funktionieren könne. Deswegen musste gesichert werden, dass die übermäßige Geldschöpfung und Güterrationierung beendet wurde, Geld mehr Funktionen übernehmen kann und ein fester Wechselkurs besteht. Dafür war es auch notwendig, etwas am vorhandenen Banksystem zu ändern, indem eine unabhängige Zentralbank „das Sagen“ bekam.

„Operation Bird Dog“

Die „Operation Bird Dog“ war die Bezeichnung für die „Einreise“ des neuen Geldes, welche von der US-Militärregierung geleitet wurde. 23.000 Metallkisten machten sich auf eine einem US-Schiff auf den Weg nach Bremerhaven, in ihnen befanden sich die frischen Banknoten der Deutschen Mark.

Die Verbraucher hatten auch zwei Arten verloren: Der Wechselkurs war nicht gerade fair und die Händler horteten ihre Waren, denn sie wollten so viel wie möglich aus dem Wechsel herausholen. Dies war schon seit dem Herbst 1947 zu sehen. Dafür ist dank dem „Micky-Maus-Geld“ der Schwarzmarkt komplett ausgerottet worden, als die Läden wieder gefüllt worden, weil die Preisbindung im Westen ab da der Geschichte angehörte.

Im Osten, also der sowjetischen Besatzungszone, kam es drei Tage später (23. Juni 1948) zu einer eigenen Währungsreform, was die Spaltung Deutschlands weiter vorantrieb. Jeder Bürger bekam 70 DM. Allerdings gab es noch kein frischgedrucktes Geld, weswegen die Reichsmarkscheine mit kleinen Aufklebern versehen wurden. Im Gegensatz zum Westen konnte sich mit der „Tapetenmark“ keine Verbesserung des Lebensstandards nachvollziehen lassen. Der Tauschwert lag ebenfalls bei 10:1, Sparer mit wenig Guthaben erhielten einen günstigeren Umtauschsatz.

Reichsbankkonten und ihre Umstellung

Natürliche und juristische Personen hatten bis zum 26. Juni 1948 die Möglichkeit, ihr Altgeldguthaben anzumelden und tauschen zu können. Dies ließ kaum einer verstreichen, denn alles, was bis dato nicht bei einer Hauptumtauschstelle der Abwicklungsbank abgeliefert wurde, war ungültig. Dies geschah über ein sogenanntes „Reichsbank-Abwicklungskonto“.

Für natürliche Personen hieß dies:

  • Abzug des neunfachen Kopfbetrages
  • Der Rest wurde 50/50 auf ein Freikonto und Festkonto gelegt
  • Kurz darauf wurde das Festkonto aufgelöst
  • 70% davon wurden vernichtet, 20% gelangten auf ein Freikonto und 10% auf ein Anlagekonto
  • 1957: Sparguthaben, die schon am 1. Januar 1940 vorhanden waren, wurden in Reichsmark aufgestockt (20 % des Nennwertes)

Für Wirtschaftsunternehmen hieß das:

  • Abzug des zehnfache Geschäftsbetrages
  • Umstellung gleich der natürlichen Personen

Schwierige Situation in Berlin

Zur damaligen Zeit hatte Berlin einen Sonderstatus. Dadurch war es nicht möglich, dort die D-Mark zur selben Zeit mit den drei Westzonen einzuführen. Die sowjetische Seite war dagegen, auch wenn angekündigt war, dass sie in den vier Berliner Sektoren kommen sollte. Die westlichen Stadtkommandanten wehrten sich allerdings, sodass es dazu kam, dass die DM mit einem „B“ markiert wurde und diese dann ab dem 24. Juni in den drei westlichen Sektoren im Umlauf war, was zu zwei Währungen führte.

Es wurden also alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Westzonen von den Westsektoren zu trennen, was am 12. Mai 1949 aber wieder aufgegeben wurde. Im Ostsektor gab es zwar ein DM-Besitz-Verbot, welches unter Strafe stand, doch richtig durchgesetzt wurde dies nicht. So kam es dazu, dass ca. ein Viertel der Löhne und Gehälter in DM ausgezahlt wurden, für den allgemeinen Zahlungsverkehr aber die Ostmark genutzt wurde. Um den Devisenhandel im Schwarzmarkt zu unterbinden, wurden Wechselstuben eröffnet, die mit einem Tauschwert von 1 DM = 2,20 Ostmark begannen. Später ging es bis zu sieben Ostmark hoch.

Am 20. März 1949 war es dann endlich soweit und nur noch die Deutsche Mark wurde als Zahlungsmittel anerkannt, wofür die Westalliierten sorgten.