Deutsche Bankenlandschaft

Das Bankwesen in Deutschland beruht auf einem Universalbankensystem. Dieses unterscheidet man in drei Hauptgruppen: Privatbanken, öffentlich-rechtliche Banken und Genossenschaftsbanken.

In Deutschland gibt es per Stand 2015 rund 1960 Banken. Davon lassen sich annähernd 95 Prozent den Universalbanken zuordnen. Diese bieten verschiedene Bankleistungen wie Einlagen, Kredite, Wertpapierhandel und den Zahlungsverkehr. Zu den Universalbanken zählen unter anderem: Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken. Dieses Dreigestirn nennt man auch „die drei Säulen der deutschen Kreditwirtschaft“. Insgesamt verfügen alle Banken über etwa 38.000 Zweigstellen, wovon zwei Drittel auf Sparkassen und Genossenschaftsbanken entfallen.

Außer den Universalbanken gibt es auch noch Spezialbanken, wie Bausparkassen, Hypothekenbanken und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die staatlich geförderte Kredite über Universalbanken (Geschäftsbanken) bereitstellt. Derzeit (Stand Dezember 2016) gibt es etwa 80 Spezialbanken in Deutschland. Als rein staatliches Organ gibt es in Deutschland die Deutsche Bundesbank.

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Sparkassen

Sparkassen gehören zu den öffentlich-rechtlichen Banken, da ihre Eigentümer öffentlich-rechtliche Träger wie Gemeinden und Länder sind. Die Sparkassen sind als Banken regional begrenzt tätig, da sich ihr Geschäftsgebiet auf das Hoheitsgebiet der Träger begrenzt. Wer nicht bei einer Privatbank Kunde ist, hat in der Regel hier ein Girokonto. Der geschäftliche Schwerpunkt dieser Banken liegt, wie ihr Name nahelegt, auf der Förderung des Sparens und der Vermögensbildung. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Vergabe von Krediten an Privatpersonen und kleinen sowie mittelständischen Unternehmen.

Alle Sparkassen haben ein zentrales Vermögensverwaltungsorgan: die DekaBank Deutsche Girozentrale. Sie bietet der Sparkassen-Finanzgruppe Investmentfonds als Anlagen für das Vermögen an. Eine weitere Unterstützung erhalten die Sparkassen von den sieben Landesbanken der Bundesländer in Form von der Übernahme von Aufgaben und Funktionen, die die Sparkassen aufgrund ihrer Größe nicht anbieten können. Hierzu gehören Wertpapiergeschäfte und die Bereitstellung von Großkrediten und Baufinanzierung.

Drei Beispiele für Sparkassen:

  • Hamburger Sparkasse
  • Berliner Sparkasse
  • Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg

Die Landesbanken sind:

  • Landesbank Nord (Nord LB)
  • Landesbank Berlin (LB Berlin)
  • Hamburgisch-Schleswig-Holsteinische Nordbank (HSH Nordbank)
  • Landesbank Bayern (Bayern LB)
  • Landesbank Saar (Saar LB)
  • Landesbank Baden-Württemberg (LB Baden-Württemberg)
  • Landesbank Bremen (Bremer LB)
  • Landesbank Hessen-Thüringen (LB Hessen-Thüringen)

Genossenschaftsbanken

Eine weitere der drei Hauptgruppen im deutschen Bankwesen bilden die Genossenschaftsbanken von denen es mit Stand 2015 mehr als 1000 Banken in Deutschland gab. Zu ihnen gehören Volks- und Raiffeisenbanken, Spar- und Darlehenskassen, Post-, Spar- und Darlehnsverein Banken (PSD Banken) sowie genossenschaftliche Spezialbanken.

Die Besonderheit bei Genossenschaften ist darin begründet, dass jeder Kunde gleichzeitig auch Mitbesitzer bzw. Mitglied ist. Sobald Sie Kunde werden, werden Sie automatisch auch zu Teilhabern und Anteilseignern der Genossenschaftsbanken. Jedes Mitglied hat jedoch nur eine Stimme, egal wie viele Anteile es besitzt. Genossenschaftsbanken sind, wie auch die Sparkassen, regional ausgerichtet. Das Hauptgeschäft der Genossenschaftsbanken liegt ebenfalls bei Privatkunden und kleinen und mittelständischen Unternehmen, wobei das Ziel dieser Banken nicht ist, den höchstmöglichen Gewinn zu erwirtschaften, sondern seine Mitglieder zu fördern.

Ähnlich wie die Landesbanken bei der Sparkassen-Finanzgruppe, greift die Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank) den Genossenschaftsbanken unter die Arme und bedient das Auslandsgeschäfts, Kredit-Vergaben und der Betreuung von Großfirmenkunden. Zu der genossenschaftlichen Finanzgruppe gehören des Weiteren noch einige Bausparkassen, Hypothekenbanken und eine Fondsgesellschaft wie auch eine Leasinggesellschaft, wodurch Genossenschaftsbankkunden auch bei dieser Bankform alle Bankgeschäfte durchführen können.

Die fünf Regionalverbände:

  • Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband (BWGV)
  • Genossenschaftsverband Bayern (GVB)
  • Genossenschaftsverband (GV)
  • Genossenschaftsverband Weser-Ems (GVWE)
  • Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband (RWGV)

Drei Beispiele für Volks- und Raiffeisenbanken:

  • Volksbank Rhein-Wehra eG
  • Volksbank-Raiffeisenbank Deggingen eG
  • Raiffeisenbank Ravensburg eG

Drei Beispiele für Sparda-Banken:

  • Sparda-Bank Hamburg eG
  • Sparda-Bank München eG
  • Sparda-Bank Südwest eG

Drei Beispiele für PSD-Banken:

  • PSD-Bank Koblenz eG
  • PSD-Bank Köln eG
  • PSD-Bank Nord eG

Drei Beispiele für sonstige Genossenschaftsbanken:

  • Münchener Hypothekenbank eG
  • Evenord-Bank eG-KG
  • LIGA Bank eG

Private Banken

Auch die Privatbanken gehören zu den drei Säulen der deutschen Bankenlandschaft. Dieser Bankwesen-Sektor umfasst die Großbanken, die Zweigstellen ausländischer Banken sowie private Regionalbanken und einige andere Kreditbanken. Hier passieren die meisten Veränderungen durch Zusammenschlüsse, die aus der Bankenkrise hervorgingen. So übernahm die Commerzbank AG die Dresdner Bank AG und die Deutsche Bank die Postbank. Die frühere Vereins- und Westbank wurde zunächst zur HypoVereinsbank und wurde schließlich von der italienischen Bank UniCredit übernommen.

Anders als bei dem dezentralen Netzwerk der Genossenschaftsbanken sind Großbanken zentral gesteuerte Aktiengesellschaften. Aktionäre besitzen Anteile nach deren Anzahl sich das Stimmrecht richtet. Diese privaten Großbanken konzentrieren sich auf Kapitalmarktgeschäfte und handeln selbstständig an der Börse. Ihr Ziel ist es, als Konzern den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen, um die Aktionäre mit einer hohen Rendite zu entlohnen. Es gibt aber auch kleinere Privatbanken und Filialen ausländischer Privatbanken.

Drei Beispiele für private Großbanken:

  • Deutsche Bank AG
  • Commerzbank AG
  • HypoVereinsbank AG

Spezialbanken

Die sogenannten Spezialbanken haben eine Sonderstellung im Bankwesen. Sie bieten in der Regel nur eine oder zumindest nur wenige Bankdienstleistungen an. Bausparkassen, Direktbanken, die nur telefonisch erreichbar sind und nur Online-Banking anbieten sowie Pfandbriefbanken.

Eine Ausnahme unter den Spezialbanken nehmen in der Bankenlandschaft die Förderkreditinstitute des Bundes und der Länder ein. Die bekannteste Förderbank ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die über die Privatbanken Förderkredite für Privatpersonen, beispielsweise zum Hausbau, sowie für Existenzgründer und Unternehmen bereitstellt. In der deutschen Bankenlandschaft gibt es derzeit etwa 60 Spezialbanken.

Drei Beispiele für Spezialbanken:

  • KfW-Bankengruppe
  • LBS-Bausparkasse
  • Hypothekenbank Frankfurt

Funktion der Deutsche Bundesbank

Eine der wichtigsten Rollen spielt die Deutsche Bundesbank im deutschen Bankwesen. Zu den wichtigsten Aufgabenfeldern als deutsche Zentralbank gehören:

  • Geldpolitik
  • Finanz- und Währungssystem
  • Bankenaufsicht
  • Bargeld, Falschgeld und Geld im Allgemeinen
  • Unbarer Zahlungsverkehr

Die Deutsche Bundesbank ist ein Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken
(ESZB) sowie des Eurosystems und ist gemeinsam mit anderen nationalen Zentralbanken für den Euro in Bezug auf Stabilität zuständig. So analysiert sie mögliche Risiken für die Finanzstabilität und prüft das Regelwerk. In Zeiten von Niedrigzinsen, Negativzinsen und Brexit ist das keine leichte Aufgabe.

Gemeinsam mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat sie die Aufgabe der Bankenaufsicht inne. Gerade nach der letzten Bankenkrise, deren Bankenrettung Deutschland 236 Milliarden Euro kostete, ist diese Aufgabe stark in den Vordergrund gerückt. Außerdem ist die Bundesbank für die deutschen Währungsreserven und Bargeld zuständig. Ihre Aufgabe hier ist es immer ausreichend Bargeld in hoher Qualität bereitzustellen. Auch unbare Zahlungen, in Form von effizienten und sicheren Zahlungssystemen, fallen in ihr Aufgabenfeld.

Quellen: der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), der Bundesverband deutscher Banken e.  V. (BdB – der Bankenverband der Privatbanken), der Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV), die Deutsche Bundesbank (DB) und die Europäische Zentralbank (EZB bzw. ECB)